BdV-Hochtaunus in Bad Homburg

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Tag der Heimat 2016

Aktuell

Leitwort für das Jahr 2016: Identität schützen – Menschenrechte achten

Vor 70 Jahren begann die "ordnungsgemäße und humane Umsiedlung" der Sudetendeutschen im Sinne des Potsdamer Protokolls. Bereits wenige Tage nach dem Kriegsende wurde die deutsche Bevölkerung in der Tschechoslowakei in sogenannten "wilden Vertreibungen" unter entwürdigenden Umständen verfolgt, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob sich die Menschen für etwas verantworten mußten oder nicht. Die Potsdamer Konferenz hatte u.a. die Aufgabe, die unmenschlichen Auswüchse der wilden Vertreibungen zu beenden. Am 8. Mai 1946 wurden die in diesem Zusammenhang verübten Straftaten an Deutschen und Magyaren (Ungarn) straffrei gestellt.

Im Obertaunuskreis (Bad Homburg und Usingen) kamen fünf Bahntransporte an, zuletzt am 14. September 1946 aus dem Egerland.

Ein eiskalt geplantes Nachkriegsverbrechen: mehr...

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

im Namen des Kreisvorstands des BdV Hochtaunus und auch ganz persönlich begrüße ich Sie alle zum Tag der Heimat und heiße Sie herzlich willkommen im Vereinshaus Gonzenheim.

Meine besonderen Grüße richte ich an unsere heutigen Ehrengäste,

den stellvertretenden Bad Homburger Stadtverordnetenvorsteher Peter Braun, der zu den treuen Besuchern unseres Heimattages gezählt werden darf. Er vertritt auch Herrn Dr. Etzrodt. Des Weiteren begrüße ich sehr herzlich den Oberbürgermeister Alexander Hetjes bei uns.

In Vertretung des CDU-Fraktionsvorsitzenden Oliver Jedynak begrüße ich Frau Stadtverordnete Monika Faßbinder, Vorsitzende im Wirtschafts- und Finanzausschuss und Vorstandsmitglied der Frauenunion, den SPD-Fraktionsvorsitzenden Jürgen Stamm und die SPD-Stadtverordnete und Mitglied im Ortsbeirat Ober-Erlenbach, Frau Wilma Schnorrenberger, Frau Stadtverordnete Silvia Argyrakis und Frau Stadtverordnete Claudia Kott

Der Landtagsabgeordnete Holger Bellino, der Landrat Ulrich Krebs und Herr Bürgermeister Karl-Heinz Krug grüßen unsere Veranstaltung und entschuldigten sich wegen anderweitiger terminlicher Verpflichtungen. Frau Bärbel Sothmann ihat sich wegen einer leichten Erkrankung entschuldigt.

Meine Damen und Herren,

für den heutigen Festvortrag darf ich Ihnen Herrn Horst W. Gömpel ankündigen, der uns über die Aufarbeitung der Vertreibungsgeschichte in Tschechien und Deutschland berichten wird. Herr Gömpel hat mit seiner sudetendeutschen Ehefrau Marlene das Buch „…angekommen" verfasst. Dieses Buch stellt eindrucksvoll die Vorgeschichte der nationalen Auseinandersetzungen im Herzen Europas dar, es schildert die verschiedenen Phasen der Vertreibung der sudetendeutschen Bevölkerung aus ihren Heimatorten und ihren Neubeginn in Nordhessen. Der Geburtsort von Frau Gömpel ist Reischdorf im böhmischen Erzgebirge. Dieser Ort gehört zu den vielen verschwundenen Ortschaften in der heutigen Tschechischen Republik.

Ich heiße Sie alle hier in unserer Runde sehr herzlich willkommen.
Weiterhin begrüße ich die anwesenden Vorsitzenden unserer Ortsgruppen, darunter den Saalburgpreisträger und Kreisvorsitzenden der Sudetendeutschen Landsmannschaft Hochtaunus, Herrn Friedebert Volk, aus Usingen.

Ich begrüße alle Anwesenden, die sich an diesem Herbsttag auf den Weg gemacht haben, an unserer Feierstunde teilzunehmen und ein Zeichen für Zusammenhalt und Solidarität  mit den Mitgliedern zeigen, die heute nicht mehr zu uns kommen können.

Unsere Veranstaltung wird, wie schon in den Vorjahren, musikalisch umrahmt von der Musikgruppe des BdV Biebesheim-Dornheim unter der Leitung von Karin Liedke und Rudi Mohr.

Nun komme ich zur Ehrung der Toten und ich bitte Sie, sich von Ihren Plätzen zu erheben.

Mit Scham gedenken wir allen Opfern der Gewalt, die von deutschem Boden ausgegangen ist. Wir gedenken den unschuldigen Opfern von Deportation, Flucht und Vertreibung, den Opfern, die in den Wirren des Nationalsozialismus, des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit denunziert, getötet, verschleppt, vergewaltigt und geschunden wurden, und nun in der Heimat und in hiesiger Erde ruhen. Wir gedenken der getöteten und verletzten Soldaten, ganz gleich auf welcher Seite sie für Ihr Heimatland gekämpft haben. Wir gedenken den Opfern des Völkermords in Armenien im April 1915 vor 101 Jahren, einer der ersten systematischen Genozide des 20. Jahrhunderts. Er geschah während des Ersten Weltkrieges im Osmanischen Reich. Wir gedenken den 54 Opfern des 4. März 1919 im Sudetenland, die vor 97 Jahren mit friedlichen Mitteln für das ihnen zugesagte Selbstbestimmungsrecht gekämpft und ihr Leben verloren haben. Wir gedenken den Opfern von Kriegen und Konflikten in der Welt, die in diesen Tagen bei Flucht und Vertreibung durch sinnlose Gewalt getötet wurden. Der Herr über Leben und Tod schenke ihnen Ewige Ruhe.

Vielen Dank.

Meine Damen und Herren,

Veranstaltungen wie diese sind nicht überflüssig, sondern werden im Gegenteil immer wichtiger. Sie sind wichtig, weil sich Menschen miteinander treffen und austauschen sollten, weil man miteinander reden und Erfahrungen weitergeben muss.

Denn auch Heimatvertriebene sind Opfer. Auch für sie gilt der Ausspruch des kürzlich verstorbenen Schriftstellers Elie Wiesel: „Wer sich dazu herbeilässt, die Erinnerung an die Opfer zu verdunkeln, der tötet sie ein zweites Mal."

Solche Treffen sind aber auch wichtig als eine politische Demonstration. Wir erleben derzeit eine Entwicklung, wie diese häufig mit den Ereignissen vor 70 Jahren verglichen wird. Man darf hier vergleichen, aber nicht gleichsetzen. Den deutschen Vertriebenen ist 1945/46 Unrecht geschehen, in dem man sie pauschal mit einer Kollektivschuld belegt hat. Dennoch haben sie kurze Zeit darauf die Hand zur Versöhnung gereicht, indem sie im August 1950 in Stuttgart in der Charta der deutschen Heimatvertriebenen ihren Verzicht auf Rache und Vergeltung für die Vertreibung erklärten.

Neben den meist "wilden Vertreibungen" des Jahres 1945 war die Masse der Sudetendeutschen vor allem von den Vertriebenentransporten des Jahres 1946 betroffen. Dies macht deutlich, dass es sich bei der Vertreibung der sudetendeutschen Volksgruppen aus Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien nicht um einen Kollateralschaden des Zweiten Weltkrieges und auch nicht, wie oft fälschlich dargestellt, um eine Fluchtbewegung vor der herannahenden Front handelte, sondern um ein eiskalt geplantes Nachkriegsverbrechen. Das Ziel war, aus den Böhmischen Ländern, die mehr als tausend Jahre lang Heimat beider Völker, der Tschechen und der Deutschen, gewesen waren, etwas zu machen, was der serbische Kriegsverbrecher Slobodan Milosevic einen "ethnisch reinen Staat" genannt hätte. 1945 und 1946 handelte es sich, wie vor einigen Jahren auf dem Balkan, um einen gezielten Völkermord.

Wir gedenken heute in besonderer Weise den in Bad Homburg und Usingen angekommenen Menschen in Vertriebenentransporten:

1) 893 Menschen am 08. Februar 1946 aus Marienbad (RB Eger) in HG
2) 1.200 Menschen am 10. Februar 1946 aus Teplitz-Schönau (RB Aussig) in HG/USI
3) 1.200 Menschen am 10. April 1946 aus Weipert (LK Preßnitz, RB Eger) in HG
4) 1.194 Menschen am 20. Mai 1946 aus Buchau (LK Luditz, RB Eger) in HG/USI
5) 1.235 Menschen am 14. September 1946 aus Buchau (LK Luditz, RB Eger) in HG

5.722 Menschen und Schicksale

Schon sieben Jahrzehnte ist es her, dass die Heimatvertriebenen neu anfangen mussten: in Gegenden, die sie nicht kannten, unter Menschen, die eine andere Mundart sprachen, in einem Land, das nach einem verlorenen Krieg völlig zerstört war.


Doch selbst nach sieben Jahrzehnten ist die Vergangenheit nicht gänzlich vergangen. Noch immer sind nicht alle Wunden geheilt, noch immer nicht alles Unrecht eingestanden. Erst im vergangenen Jahr hat der Deutsche Bundestag eine Entschädigung für deutsche Zivilisten beschlossen, die während des Zweiten Weltkrieges und danach von fremden Staaten zur Zwangsarbeit herangezogen wurden: Deutsche aus Ostpreußen, aus Pommern und Schlesien, Rumänien und Jugoslawien, aus Ungarn, die in die Sowjetunion deportiert wurden oder auch in Polen und der Tschechoslowakei interniert und zur Zwangsarbeit verpflichtet worden sind. Weit wichtiger aber als die finanzielle Entschädigung ist für die Betroffenen dabei die Geste. Dass sie wahrgenommen werden. Wichtig ist, dass unsere Gesellschaft diesen Menschen, die monate- und manchmal jahrelang als menschliche Reparation missbraucht wurden, ein deutliches Signal gibt: Wir interessieren uns für Euer Schicksal! Wir wollen das Wissen über Eure Erlebnisse auch nachfolgenden Generationen vermitteln.

In diesem Kontext ist auch der inzwischen 3. Hessische Gedenktag für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation zu sehen. In diesem Jahr erinnerte der BdV-Landesvorsitzende Ortmann an das leidvolle Schicksal der Deportation der Wolgadeutschen vor 75 Jahren in der ehemaligen UdSSR durch den so genannten Stalin-Erlass vom 28. August 1941. Bei dessen Umsetzung sind damals 85 Prozent der in der Sowjetunion ansässigen Deutschen im Rahmen einer ethnischen Säuberung entrechtet, enteignet und deportiert worden.

In Berlin wurde vor wenigen Tagen der Grundstein der Bundesstiftung Flucht-Vertreibung-Versöhnung gelegt, eine geplante Dauerausstellung, die 2018 endlich eröffnet werden soll. Impulsgeber war das bereits vor 16 Jahren gegründete und seit dem bekämpfte Zentrum-gegen-Vertreibungen. Es wurde von vielen Bundesländern, Gemeinden und Privatpersonen nicht unerheblich unterstützt. Hierfür sagen wird Dank!

Städtepartnerschaften und zahlreichen Schul- und Universitätspartnerschaften sind ein hervorragendes Fundament für sich immer weiter vertiefende Kontakte. In diesem Zusammenhang richte ich die Bitte an den Herrn Oberbürgermeister, den Beziehungen zu den Bad Homburger Städtepartnerschaften, insbesondere zur Stadt Marienbad weiterhin die Impulse zu verleihen, die die Amtsinhaber vor Ihnen gewagt haben, um das gegenseitige Interesse zwischen den Städten nicht erlöschen zu lassen.

Wir alle haben gelernt – die Vertriebenen, ihre Nachkommen und die ganze Gesellschaft - in Folge der äußeren Veränderungen und des Drucks, uns diesen Veränderungen anzupassen. Die Identität, über die der „Tag der Heimat" in diesem Jahr nachzudenken einlädt, hat sich keinesfalls als starres, unveränderbares, gar bestimmendes Schicksal erwiesen, sondern als Prägung, die auch von Wunsch und Willen des Einzelnen abhängig ist.

Mit dem diesjährigen Leitwort "Identität schützen – Menschenrechte achten" will der Bund der Vertriebenen ein allgemeines Bewusstsein dafür schaffen, dass Flucht und Vertreibung leider nicht ausschließlich menschenverachtende Vorkommnisse der Vergangenheit waren. In vielen Teilen der Welt sind sie gegenwärtig grausame Realität.
Die Flüchtlingsströme aus dem Nahen Osten sowie die Tragödien über Länder und Meere hinweg sind dafür erschütternde und schmerzliche Beweise.


Die Heimatvertriebenen der Erlebnisgeneration wurden an das erinnert, was diese selbst erlebt haben. Deshalb gibt es bei uns Vertriebenen ein großes Verständnis, eine Empathie, gegenüber Flüchtlingen und Vertriebenen.

Die Menschen, die damals zu uns gekommen sind, sprachen deutsch, sie fühlten als Deutsche. Sie hatten eine gemeinsame Geschichte, eine gemeinsame Kultur, ein gemeinsames Verständnis und damit den großen Schlüssel für gelingendes, gemeinsames, künftiges Leben." - Für die Menschen, die heute zu uns kommen, besteht eine völlig andere Situation. Was man dabei nicht verschweigen darf, es sind deutliche Unterschiede in Sprache, Geschichte, Kultur und Religion. Aber gemeinsam für uns ist die Erfahrung von Flucht, Vertreibung, Verfolgung, Elend, Hunger und einer völlig ungewissen Zukunft.

Die Forderung „Identität schützen" ist keine hohle Floskel. Sie ist ein Auftrag, an jeden Einzelnen wie auch das Volk als Ganzes, an den Staat als Demokratie. Jedes Lebewesen, jeder Mensch ist einzig, ja einzigartig und hat seine eigene Identität, wenn es auch nur der Fingerabdruck ist. Bei Grenzüberschreitungen wird mittels des Fingerabdrucks wie des Passes daher die Identität einer jeden Person festgestellt. Kein Staat, der den Anspruch eines geordneten Rechtsstaates für sich reklamiert, kann darauf verzichten. Keine Demokratie kann eine unkontrollierte und von den Migranten erzwungene Einwanderung tolerieren, wenn ein Volk seine Identität bewahren will. Die Nachkriegs-Vertriebenen wurden auch akribisch in Aufnahmelagern registriert und vom Schlagwort „Willkommenskultur" haben sie nichts gespürt.

Die Integration als Deutsche unter Deutschen haben die Heimatvertriebenen weitgehend selbst geschafft, ohne Aufforderung. Obgleich selbst die Siegermächte von der Fortexistenz des Deutschen Reiches in den Grenzen vom 31. Dezember 1937 ausgingen und sich das Wiedervereinigungsgebot des Grundgesetzes auf diese territorialen Grenzen bezog, haben die Bundesregierungen diese Wiedervereinigung nicht geschafft. Alle Bemühungen scheiterten und wurden schließlich aufgegeben. Man fand sich mit der völkerrechtswidrigen Amputation der Ostprovinzen, der Anerkennung der „Oder-Neiße-Linie" ab.

Verehrte Damen und Herren,
wenn Deutschland in diesen Tagen die enorme Aufgabe der Integration von Menschen vor sich hat, die sich nach einem zugegebenermaßen langwierigen Anerkennungsverfahren eine Existenz aufbauen sollen, richten wir die Augen auf unsere Politikerinnen und Politiker, von denen kurz- und langfristige Lösungen erwartet werden. Es sind so viele Anstrengungen erforderlich, die ehrenamtliche Mitarbeiter nicht mehr abdecken können. An dieser Stelle sei den zahllosen Helfern in den Behörden und den ehrenamtlichen Kräften von Herzen gedankt.

Angesichts von mehr als 50 Mio. Flüchtlingen weltweit steht auch unsere Gesellschaft in einer besonderen Verantwortung, den Menschen zu helfen, die Schutz und Zuflucht suchen. Dies folgt aus der historischen Erfahrung und es ist unsere ethische, moralische und menschliche Pflicht, diesen Menschen Obhut zu gewähren. Das entspricht unserem christlichen Menschenbild.

Ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit.

Ich möchte nun Frau Patricia Ehl ehren und bitte Sie zu mir:

Für ihr vielseitiges Engagement in Kirche und Gesellschaft wurde die Falkensteinerin im vergangenen Juni mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen bedacht.
Die feierliche Verleihung nahm Bürgermeister Helm im Magistratszimmer von Königstein vor. Frau Ehl ist nicht nur seit 25 Jahren BdV-Mitglied, sondern betreut in der Nachfolge ihres Vaters auch die BdV-Ortsgruppe Falkenstein-Königstein. Dazu kommt seit vielen Jahren die Mitarbeit im BdV-Kreisvorstand. Ferner ist sie Vorstandsmitglied im Landesvorstand der Landsmannschaft Schlesien. Außerhalb des Vertriebenenbereichs brachte sich Frau Ehl auch im Förderverein für den katholischen Kindergarten ein sowie im Verein „Lukas 14" für Integration und Kultur für Menschen mit Behinderungen. Den Vorsitz im Pfarrgemeinderat hatte sie zwölf Jahre lang inne und tauschte ihn jetzt ein gegen die Mitarbeit im Bezirkssynodalrat.

Ganz „nebenbei" organisierte sie ihr Familienleben mit Ehemann und drei Kindern. Wir gratulieren heute Frau Ehl herzlich in dieser feierlichen Runde zur wohlverdienten Ehrung und hoffen auf die Fortdauer ihres wertvollen Engagements.

Frau Ehl ist seit 25 Jahren Mitglied und Vorsitzende der BdV-Ortsgruppe Königstein-Falkenstein. (dann: Wortlaut der Urkunde)

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